13. September 2022

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Schweizer Eisenbahn

Bodensee Trajekt

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Bodensee Trajekt, Eisenbahn auf Schiffen

Trajekt oder auch Eisenbahnfähre bezeichnet eine Verbindung von Bahnlinien mittels Schiff oder Schleppkahn über ein Gewässer. Die eingesetzten Fähren sind mit Gleisanlagen ausgestattet und können Güterwaggons oder andere Schienenfahrzeuge aufnehmen.

Trajekt Betrieb am Bodensee

Nachdem um 1850 die ersten Eisenbahnlinien Hafenstädte am Bodensee erreichten, wurde die Seeüberquerung für den Transport von Gütern immer wichtiger. Zunächst wurden Dampfschiffe oder Güterschleppboote eingesetzt, sodass die Waren an den Hafen-Endbahnhöfen in Schiffe verladen und auf der anderen Seeseite wieder in Güterwaggons der dortigen Eisenbahngesellschaft verfrachtet werden mussten.

Mit der Einführung der Bodensee Trajekt konnte viel Zeit und Aufwand durch den Wegfall des Güterumschlags eingespart werden. Im Jahr 1869 wurden die Bodensee Trajekt von Lindau nach Romanshorn  von der Königlich-Bayerischen Staatseisenbahn eröffnet, zunächst mit Schleppkähnen. Fünf Jahre später kam ein Raddampfer auf dieser Trajektlinie zum Einsatz. Er konnte auf zwei parallelen Gleisanlagen bis zu sechzehn Güterwaggons aufnehmen. Weitere Trajekt Verbindungen  wurden ebenfalls 1869 von Friedrichshafen nach Romanshorn und 1873 von Lindau nach Konstanz eingerichtet. Im Jahr 1884 wurden die Bodensee Trajekt Bregenz – Konstanz sowie Bregenz – Romanshorn und Bregenz – Friedrichshafen eröffnet. Neben Raddampfern setzte man zur Erhöhung des Transportvermögens auch antriebslose Trajekt-Kähne ein, die von Schraubendampfern geschleppt wurden.

Das langsame Ende

Nach Fertigstellung der Bodenseegürtelbahn, konnte der Transport der Güter auf dieser Strecke über Land erfolgen, sodass die Bodensee Trajekt Lindau – Konstanz im Jahr 1899 als Erste eingestellt wurden. In den Jahren 1913-1917 nach Ausbruch des ersten Weltkrieges wurden die Bodensee-Trajekt nach Bregenz in Österreich eingestellt.
Auch die Trajektverbindung auf der Strecke Lindau – Romanshorn ruhte während des ersten Weltkrieges. In der Zeit bis Beginn des zweiten Weltkrieges setzte man dann wieder große Bemühungen in den Ausbau der Hafenanlagen und der Elektrifizierung der Trajektbrücken. 1939 kam es zur Einstellung der Linie Lindau – Romanshorn. Berechnungen hatten ergeben, dass der Transport über Land nur etwa die Hälfte der Kosten beanspruchte. Bisher waren die Bodensee Fährbetrieb im Vergleich zum Landweg über Bregenz durch den Zeitverlust an den verschiedenen Grenzabfertigungen wesentlich schneller, durch den Wegfall der Grenze zu Österreich im Deutschen Reich entfiel dieser Grund.
Bis Ende der Vierziger Jahre ruhten die gesamten Bodensee Trajekt verkehr. Auf Druck der Schweiz wurden die Trajektbestrieb auf der Linie Romanshorn – Friedrichshafen am 15. Mai 1947 wieder aufgenommen. Zum Einsatz kamen nun motorisierte Trajektkähne. 1976 wurde der Eisenbahntrajektverkehr entgültig eingestellt.

Nach dem Ende des Bodensee Trajekt Verkehr

Nach Beendigung der letzten Bodensee Trajekt wurden einige der Eisenbahnfähren zu reinen Autofähren umgebaut, wie die “Romanshorn und die “Friedrichshafen”, die derzeit noch in Betrieb sind. Fährverbindungen für Personen und Autos über den Bodensee von Friedrichshafen nach Romanshorn bestehen heute noch im Stundentakt.
In verschiedenen Bodenseestädten sind Teile der damaligen Hafen- und Gleisanlagen der Bodensee Trajekt zu sehen. Im alten Hafenbahnhof von Friedrichshafen ist heute das Zeppelin Museum untergebracht.

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